Schulfach: Sozialdiakonisches Lernen

Menschlichkeit und Persönlichkeit entwickeln

Auf einen Blick

Art

Schulfach

Thema

Soziales

Gruppengröße

30

Altersstufe

SEK I

Idee

Schule Spandau

Aufwand

hoch

Schulfach

Soziales

30

SEK I

Schule Spandau

hoch

Deshalb evangelisch:

Diakonie ist eine zentrale Aufgabe christlichen Handelns. Diakonisches Handeln ist jedoch nicht selbstverständlich und voraussetzungslos, sondern muss erlernt werden. Das Schulfach „Sozialdiakonisches Lernen“ (SDL) stellt die Persönlichkeitsentwicklung in den Mittelpunkt und macht Begriffe wie Nächstenliebe praktisch erfahrbar.

Allgemein

Das Wahlpflichtfach Sozialdiakonisches Lernen (SDL) ergänzt im Sekundarbereich der Evangelischen Schule Spandau den Wahlpflichtbereich ab der 7. Klasse. Die SchülerInnen können zwischen einer zweiten Fremdsprache (Französisch), einem vertieften mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildungsgang (MNA) und einem sozial-diakonischen Bildungsgang (SDL) wählen.

Das Wahlpflichtfach SDL richtet sich besonders an SchülerInnen, die ihre Stärken im sozialen und kommunikativen Bereich haben, gerne mit anderen Menschen umgehen und sich für das Berufsfeld „Soziale Arbeit“ interessieren.

SDL ist stark handlungsorientiert ausgerichtet. Neben Expertengesprächen und Besuchen von sozialen Einrichtungen bietet es als Besonderheit regelmäßige Praxiseinheiten in verschiedenen diakonischen Handlungsfeldern, die in Form von wöchentlichen Praxiseinsätzen organisiert sind. Hierfür gehen die SchülerInnen des Wahlpflichtfachs im Rahmen der Unterrichtszeiten zu ihren individuellen Einsatzorten.

Die Schüler*innen sollen nicht nur einmalig und kurz in ein diakonisches Arbeitsfeld „hineinschnuppern“ (wie im Sozial-Diakonischen Praktikum), sondern durch regelmäßige Begegnungen und Tätigkeiten kontinuierlich in realen Lebens- und Arbeitskontexten lernen und handeln. Dafür kooperiert die Evangelische Schule mit verschiedenen Einrichtungen des Evangelischen Johannesstifts und anderen sozialen Einrichtungen. In diesen Einrichtungen absolvieren die SchülerInnen nach Absprache zeitlich begrenzte Praxiseinsätze mit regelmäßigen Terminen über 8 bis 10 Wochen. Eine räumliche Nähe der Einrichtungen begünstigt die Umsetzung.

Die Praxiseinheiten werden im Vorfeld in den Unterrichtseinheiten inhaltlich gut vorbereitet und während der Durchführung von den Lehrer*innen eng begleitet und im Unterricht reflektiert. Die Reihenfolge der diakonischen Handlungsfelder und Praxiseinheiten orientiert sich an den Lebens- und Erfahrungswelten sowie der emotional-kognitiven Entwicklung der SchülerInnen. Ziel ist es, die Jugendlichen vom engmaschig angeleiteten zum zunehmend selbständigen Handeln und Reflektieren zu führen.

Thematische Schwerpunkte und Praxiseinheiten
Klasse 7:
  • Einführung in die Diakonie
  • Geschichte der Diakonie
  • Ältere Menschen
  • Ältere Menschen in unserer Gesellschaft

Praxiseinheiten

  • Menschen und Mitarbeitende in den diakonischen Arbeitsbereichen
  • Grundkurs Mobilitätshilfe
  • individuelle Praxiserfahrung in der Altenhilfe (8-10 Einheiten)
Klasse 8:
  • Entwicklung im Kindesalter, familiäre und außerfamiliäre Umfelder
  • Familie als soziale Einheit, Aufsichts- und Fürsorgepflicht
  • Menschen mit Behinderungen
  • Behinderte Menschen in unserer Gesellschaft

Praxiseinheiten

  • Begegnungen im Kindergarten – Aktionsnachmittage
  • individuelle Praxiserfahrung im Kindergarten (6-8 Einheiten)
  • Begegnung mit Menschen mit Behinderung – Expertengespräche
  • individuelle Praxiserfahrung in der Behindertenhilfe (6-8 Einheiten)
Klasse 9:
  • Neue Armut und Obdachlosigkeit
  • Geriatrie, Pflege und Demenz
  • Flucht und Asyl

Praxiseinheiten

  • Begegnungen in der Sucht- und Obdachlosenhilfe – Expertengespräche und Besuche verschiedener Einrichtungen
  • Begegnungen in der Geriatrie – Expertengespräche und Besuche verschiedener Betreuungsformen
  • individuelle Praxiserfahrung in der Geriatrie (4-6 Einheiten)
  • Begegnungen in der Flüchtlingshilfe – Expertengespräche und Besuche verschiedener Einrichtungen (teilweise auch erst in Klasse 10)
Klasse 10:
  • christliches Menschenbild
  • Sozialstaatlichkeit – Geschichte und Aufbau des Sozialstaats
  • Berufsfeld „Soziale Arbeit“

Praxiseinheiten

  • Schulung zur JugendleiterCard
  • selbst organisiertes Praktikum (ca. 35-40 Stunden, vorwiegend außerhalb des Johannesstifts)
Kompetenzförderung

Das Fach fördert die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler*innen durch konkreten Kompetenzerwerb.

So erweitern sie ihre…

  • … Sachkompetenzen, indem sie beispielsweise einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren.
  • … Sozialkompetenzen, indem sie z.B. durch die konkrete Begegnung mit hilfsbedürftigen Menschen ihre eigene Empathiefähigkeit schulen.
  • … Selbstkompetenzen, in dem sie z.B. ihre Reflexionsfähigkeit trainieren und zu selbstbewusstem Handeln befähigt werden.

Im Wahlpflichtbereich Sozialdiakonisches Lernen werden eigene Werte praktisch erfahrbar gemacht. Die SchülerInnen sollen lernen, personale Verantwortung zu leben. Insofern versteht sich das Sozialdiakonische Lernen auch als ein Lernweg christlicher Bildung. Es ist eng verzahnt mit dem biblischen Menschenbild und der daraus abgeleiteten Verantwortungsethik.

Darüber hinaus trägt das Sozialdiakonische Lernen dazu bei, dass die SchülerInnen das Gelände des Johannesstiftes als „ihren Ort“ kennenlernen und wahrnehmen. Dadurch wird die Schule mit ihrem evangelischen Profil noch stärker im Johannesstift verankert.

Planung

Eine detaillierte Planung kann hier nicht beschrieben werden, da die Einrichtung eines Schulfaches von verschiedenen Faktoren abhängt. Dabei sollten folgende Punkte bedacht werden:

  • Schulrechtliche Rahmenbedingungen
  • Schulinterne Bedingungen: Stundenkapazitäten, Ressourcen, Fachkompetenzen, Einbettung in das Schulleben, Bereitschaft des Kollegiums, den notwendigen Aufwand mitzutragen
  • Curriculare Ausgestaltungen: Kompetenzen, Themen, Inhalte
  • Logistische Voraussetzungen für die notwendige Kooperation mit sozialen Einrichtungen: räumliche Nähe und Erreichbarkeit, grundsätzliche Bereitschaft und Ressourcen, diese notwendigen Kontakte zu pflegen

Bei der Planung ist zu berücksichtigen, dass das Schulfach mit einem hohen zeitlichen und logistischen Mehraufwand verbunden ist, da immer wieder außerschulische Lernorte „mitgedacht“ werden müssen. Des Weiteren ist die Suche nach geeigneten Kolleg*innen herausfordernd, da es keine spezifische Ausbildung oder Qualifikation für dieses Fach gibt. Auch die Materialien müssen themenspezifisch selbst zusammengesucht und erstellt werden. Vorgefertigte Lehrbücher gibt es nicht. In vielen Materialien für der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer (Religion, Ethik, politische Bildung, Geografie, etc.) lassen sich jedoch Teilbausteine zu den Themen finden.

Quellenangabe/ Herkunft

Evangelische Schule Spandau