Das Eine-Welt-Essen
Fragen nach (Un-) Gerechtigkeit entwickeln
Auf einen Blick
Art
Methode
Thema
Gerechtigkeit
Gruppengröße
Klasse
Altersstufe
GS + SEK I
Idee
Schule Friedrichshain
Aufwand
niedrig
Methode
Gerechtigkeit
Klasse
GS + SEK I
Schule Friedrichshain
niedrig
Deshalb evangelisch:
Die Frage nach Gerechtigkeit ist eine Kernfrage der evangelischen Theologie. Die Methode zeigt einen spielerischen und anschaulichen Weg auf, um über Fragen nach Gerechtigkeit, Besitzverteilung, Privilegien und sozialem Miteinander ins Gespräch zu kommen. Dabei sollen Stereotype aufgebrochen werden, indem auf einer persönlichen Erfahrungsebene angesetzt wird und nicht am Beispiel bestimmter Personengruppen und Länder gelernt wird.
Allgemein
Die Methode eignet sich für verschiedene Klassenstufen. Sie kann sowohl in der Einbettung als auch in der Durchführung einfach angepasst und differenziert werden. Die Beschreibung hier bezieht sich auf eine Anwendung an der Grundschule in der Jahrgangsmischung 4/5/6.
Planung
- Es muss geklärt werden, in welchen Rahmen die Methode eingebettet werden soll. Je nach Einbettung und avisiertem Themengebiet sollte das Reflexionsgespräch mit Impulsen und Leitfragen vorbereitet werden. Die hier beschriebene Durchführung war in eine Unterrichtseinheit über Ressourcen und ihre Verteilungsgerechtigkeit eingebettet.
- Für die Durchführung und Reflexion des Projekts sollten mindestens 90 Minuten zur Verfügung stehen. Eine Doppelsteckung während der Durchführung und Reflexion ist sinnvoll.
- Der Kauf und die Abrechnung der Lebensmittel muss geplant werden. Oft ist es am einfachsten, die Durchführung über die Klassenkasse abzurechnen.
Beschreibung der Methode
Die Klasse wird zufällig in drei Gruppen eingeteilt. Dazu werden Zettel mit den Nummern 1 (2x), 2 (5-6x) und 3 (18x) vorbereitet. So ist sichergestellt, dass eine Gruppe zwei Kinder, die zweite fünf bis sechs Kinder und die dritte den Rest der Klasse (ca. 18 Kinder) umfassen. Das Szenario und die Regeln werden erklärt: Die Kinder kommen gleich in einen Raum, in dem drei Frühstückstische gedeckt sind. Auf den Tischen stehen die Nummern 1, 2 und 3. Die Kinder setzen sich an den Tisch mit ihrer Nummer und frühstücken. Dabei dürfen sie ihren Tisch nicht wechseln.
Die drei Tische sind mit unterschiedlichen Lebensmitteln für das Frühstück gedeckt. Die Auswahl ist dabei angelehnt an die Güterverteilung in der Welt.
Der erste Tisch, an dem nur zwei Kinder sitzen, ist reichhaltig mit allem, was man sich wünschen kann, gedeckt. Alles ist im Überfluss vorhanden.
Der zweite Tisch (6 Kinder) ist überschaubar, aber ausreichend gedeckt: ein Brot, Marmelade, Butter, Tee, Wasser, etwas Süßes.
Der dritte Tisch (18 Kinder) ist mit einem Brot (ohne Messer) und einem Krug Wasser (ohne Gläser) eingedeckt.
Als Zeitrahmen für das Frühstück sind 15-20 Minuten anzusetzen.
Die Lehrkräfte werden während des Frühstücks nichts sagen und nicht eingreifen, sondern die Gruppe nur beobachten/beaufsichtigen. Auf ein vorab ausgemachtes Zeichen hin wird das Frühstück beendet und die Situation aufgelöst.
Antizipation
Es ist mit sehr unterschiedlichem Verhalten zu rechnen. Die Kinder werden die Unterschiede der verschiedenen Tische schnell feststellen und entsprechend reagieren. Es ist durchaus mit Verteilungskämpfen zu rechnen, aber auch mit gemeinschaftlichem, fairem Verhalten (das Brot an Tisch drei wird genau aufgeteilt; die Kinder an Tisch 1 wollen etwas abgeben, sie können sich aber auch überheblich und unfair zeigen.).
Reflexion
Während der Durchführung sollen die Lehrkräfte nicht einschreiten. Der Umgang mit der Situation, die Gefühle und das Erlebte werden später angeleitet reflektiert. Die Reflexion kann entsprechend der Einbettung der Methode und der Altersstufe differenziert werden.
Durch das Erlebte können unverschuldete Ungerechtigkeiten, soziale Missstände, aber auch mögliche Problemlösungen praktisch nachvollzogen werden. So können komplexe gesellschaftliche Lebenssituationen anschaulich gemacht werden.
Im Reflexionsgespräch kann auf verschiedene Ebenen eingegangen werden: Welche Gefühle haben vorgeherrscht? Wie bin ich mit der Situation umgegangen? Was ist in der Gruppe passiert? Wie haben sich die Gruppen gegenseitig wahrgenommen? Was hätte ich am liebsten gemacht? Je nach Klasse kann es auch eine Gruppe geben, die nur beobachtet und hinterher ihre Beobachtungen mit der Klasse teilt, bevor die einzelnen Tischgruppen ihre Sicht darlegen.
Einbettung
Anschließend an das Gespräch kann die Arbeit an den Themen vertieft werden. Durch die Vielfältigkeit der inhaltlichen Anknüpfungspunkte kann die Methode als Einstieg für einen Projekttag/eine Projektwoche eingesetzt werden. Die Themen können dann aus den verschiedenen fachlichen Perspektiven beleuchtet werden: Vermögensverteilung / Armut und Reichtum in der Welt (GeWi), Umgang mit Ungerechtigkeit (Religion), Gesunde Ernährung (NaWi), Berechnung von Preisen (Mathe) etc.
Material & Ressourcen
- zwei Räume: zum Einteilen und Vorbereiten der Gruppe / zum Durchführen
- Budget für Lebensmittel für die unterschiedlichen Tische / Gruppen
- zwei bis drei Lehrkräfte
- mindestens 90 Minuten zur Durchführung und Reflexion
Tipps: Worauf muss ich achten?
- Die Methode kann ihre Wirkung nur dann voll entfalten, wenn die Kinder nicht wissen, was genau passieren wird.
- Die Reflexionsphase ist der Kernteil und erfordert eine gute Vorbereitung und Gesprächsführung.
Zielgruppe
Grundschule oder Sek I. In älteren Jahrgangsstufen ist zu erwarten, dass sich die Schüler*innen nicht mehr authentisch auf das Szenario einlassen.
Idee
Evangelische Grundschule Friedrichshain